Monday, 08.04.2019 - Bratislava

30 Jahre Roma-Integration

Der 8. April ist ein symbolisches Datum im Zusammenhang mit einem bestimmten Tag dem Internationalen Tag der Roma, und im Jahr 2019 jährt sich zum 30. Mal die Samtene Revolution, welche das Ende des kommunistischen Regimes symbolisiert. Was dieser Wendepunkt in der slowakischen Geschichte für die Roma-Gemeinschaft bedeutete, was die nachfolgende Entwicklung für die Mitglieder der Gemeinschaft mit sich brachte, aber auch wie die Rom_nija ihren Platz in der neu entstandenen Gesellschaft einnahmen, diskutierten der Ethnologe René Lužica vom Forschungsinstitut für Roma-Studien in Nitra, die Politikerin und Extremismus-Expertin Irena Bihariová, Tomáš Hrustič vom Institut für Ethnologie und Sozialanthropologie der Slowakischen Akademie der Wissenschaften sowie die Direktorin des Roma-Instituts und ehemalige Regierungsbevollmächtigte für die Roma-Gemeinschaften Klára Orgovánová während einer von unserem langjährigen Partner eduRoma organisierten Veranstaltung.

Zu Beginn der Diskussion wurde erläutert, wie sich 1989 und seine Veränderungen in der Gesellschaft auf die Roma-Gemeinschaft auswirken und wie sie seit diesem Wendepunkt wahrgenommen werden. In diesem Zusammenhang waren sich R. Lužica und I. Bihari einig, dass der Sozialismus auf sozialer Sicherheit beruhte und dass der Regimewechsel ihren Verlust bedeutete. Es darf nicht vergessen werden, dass die Roma selbst, wie T. Hrustic feststellte, 1989 Teil des politischen Wandels waren und an den ersten Demonstrationen und revolutionären Aktivitäten teilnahmen. Frau Bihariová brachte auch die Ansichten derjenigen Rom_nija zur Diskussion, die sich vor politischen Veränderungen fürchteten, und ihre Besorgnis beruhte hauptsächlich auf der Angst vor dem Verlust des Schutzes vor Rechtsextremisten, welcher ihnen von dem vorigen Regime garantiert wurde. Nach 1989 hat die Schere zwischen den sozial ausgegrenzten Roma und der Bevölkerungsmehrheit weiter zugenommen, was zu einem drastischen Anstieg von negativen Einstellungen gegenüber Roma in der Gesellschaft geführt hat. Frau Bihariová wies auch darauf hin, dass derzeit Vorurteile und Stereotype in Bezug auf die Roma Teil des öffentlichen Diskurses sind und sogar Teil des offiziellen Programms einiger politischer Parteien werden.

T. Hrustic äußerte, dass die heutigen Vorurteile offener sind. Andererseits wies er darauf hin, dass die Prozesse und Mechanismen ihrer Entstehung und Herausbildung unabhängig von der Zeit identisch sind, nur der Inhalt, den sie erfüllen, ändert sich. Die Verschärfung der Armut der Roma nach der Revolution bedeutete eine Vervielfachung der Vorurteile, die jedoch in der Gesellschaft bereits existierten.

In ihren Ausführungen wies K. Orgovánová auch darauf hin, dass das Thema Roma in der Slowakei auf Barrieren stößt, weil wir unter dem Begriff Roma mehrere verschiedene Gruppen nicht voneinander unterscheiden. Ihre unterschiedlichen Eigenschaften implizieren auch unterschiedliche Lösungen, die einer Realisierung bedürfen.

T. Hrustic betonte, dass Armut ein universelles Problem ist und eine bestimmte Gruppe von Menschen in jedem Land betrifft, aber es ist wichtig zu erkennen, dass Armut in der Slowakei stark ethnisiert ist. Diese beiden Aspekte müssen bei der Suche nach Lösungen für Fragen des Status und der Integration der Roma in die Gesellschaft berücksichtigt werden. Darüber hinaus erwähnte er, dass die Selbstidentifikation der Roma selbst häufig mit einer Unterschätzung ihrer selbst verbunden ist, die sich sowohl im praktischen Leben als auch in ihrer Beziehung zur Mehrheit widerspiegele. Er glaubt, dass diese Position geändert werden muss, aber dies ist ein langfristiger Prozess, der nur in der Perspektive mehrerer Generationswechsel erreicht werden kann.

Der Abschluss der Diskussion zeigte auch, dass die Slowakei mit einer Reihe von Herausforderungen in der Roma-Frage konfrontiert ist, sei es im Hinblick auf die Bildung, die Veränderung der Wahrnehmung der Roma-Gemeinschaft in der Gesellschaft oder die Politikgestaltung.

Für Interessenten legen wir eine Videoaufzeichnung der gesamten Diskussion bei.

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